Kleines Fahrzeug, große Wirkung
Um Rückwärtsfahrten von Abfallsammelfahrzeugen zu reduzieren, setzt der ZAKB unter anderem auf „Engstellenfahrzeuge“
(Lampertheim-Hüttenfeld, 06. April 2023) Wenn Abfallsammelfahrzeuge rückwärts fahren, dann birgt das Risiken. Der ZAKB muss die Anzahl der Rückwärtsfahrten im Kreis Bergstraße ab sofort drastisch reduzieren und setzt dazu auf verschiedene Maßnahmen, unter anderem auf ein neues „Engstellenfahrzeug“.
Branchenregel erfordert Maßnahmen
Rund 1.100 Straßen im Kreis Bergstraße machten es für die Abfallsammelfahrzeuge des ZAKB bisher notwendig, einen Teil der Strecke rückwärts zu fahren, beispielsweise in Sackgassen mit fehlenden Wendemöglichkeiten. Eine Branchenregel verpflichtet den ZAKB, risikoreiche Rückwärtsfahrten zu vermeiden. Diese wurde von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Vertretern der Entsorgungswirtschaft erlassen, um die Gefahren für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Beschäftigte bei der Abfallsammlung zu verringern.
Bei der Suche nach Alternativen sind zum Teil sehr unterschiedliche Interessen zu berücksichtigen. „Um die Rückwärtsfahrten drastisch reduzieren zu können“, so fasst es der Verbands¬vorsitzende und Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf zusammen, „musste der ZAKB Lösungen finden, die das Risiko für die Beschäftigten und Passanten minimieren und zugleich für die Anwohnerinnen und Anwohner zumutbar sind.“ Die wohl eleganteste dieser Lösungen wurde am Donnerstag, den 6. April, auf dem Gelände des ZAKB-Energieparks in Hüttenfeld der Öffentlichkeit vorgestellt: Das neue Engstellenfahrzeug, deutlich schmaler und kürzer als die herkömmlichen „Müllautos“, kann in vielen Problemsituationen auch künftig gewähr¬leisten, dass die Abfälle direkt an der Grundstücksgrenze abgeholt werden.
Engstellenfahrzeug löst Probleme – ist aber kein Allheilmittel
Für sämtliche Verkehrssituationen im Kreis Bergstraße, in denen die Abfallsammel-fahrzeuge derzeit regelmäßig rückwärts fahren müssen, hat der ZAKB zusammen mit einem renommierten Beratungsinstitut detaillierte Gefährdungsbeurteilungen erstellt. Das Ergebnis der Untersuchung: Rund 600 Straßen können zukünftig nicht mehr in der gewohnten Weise befahren werden. Hier sind nun die Kommunen und der ZAKB gefordert, die Gefahrenstellen durch geeignete Maßnahmen zu entschärfen. „In gut der Hälfte aller betroffenen Straßen löst ein Engstellenfahrzeug die Probleme, ohne dass sich für die Anwohnerinnen und Anwohner Änderungen ergeben“, betont Sascha Bocksnick, einer der beiden ZAKB-Geschäftsführer. „Um unser gewohntes Serviceniveau aufrecht-zuerhalten, ist der Einsatz eines Engstellenfahrzeuges immer die erste Wahl unter allen möglichen Maßnahmen – auch wenn die Fahrzeuge bei Weitem nicht so effizient sind wie die Standardfahrzeuge“. Die kleinen und wendigen Fahrzeuge können beispielsweise nur ein Viertel der üblichen Abfallmenge aufnehmen und müssen entsprechend öfter fahren. Zugleich, gibt Geschäftsführer Bocksnick zu bedenken, sei ein Engstellenfahrzeug kein „Allheilmittel“. Wo diese kleinen LKW nicht eingesetzt werden können, müssen weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Rückwärtsfahren geprüft werden. In Frage kommen beispielsweise das Versetzen von Verkehrsschildern oder Straßenlaternen, die Einrichtung von Parkverboten oder auch – als letztes Mittel – die Anordnung von zentralen Abfallsammelplätzen, an denen die Abfallbehälter am Leerungstag bereitgestellt werden müssten. Da dies nicht für alle Betroffenen möglich ist, bietet der ZAKB in solchen Fällen zusätzlich einen kostenpflichtigen Behälterdienst an. Wenn dieser gebucht wird, transportieren Mitarbeiter des ZAKB die Abfälle von der Grundstücksgrenze zum Sammelplatz und wieder zurück.
Schrittweise Umsetzung in den Kommunen
In den nächsten Wochen beginnt der ZAKB mit der Umsetzung der Maßnahmen und arbeitet sich dabei von Kommune zu Kommune voran. Dieses Vorgehen erläutert Geschäftsführer Sascha Bocksnick folgendermaßen: „Wir starten in Kommunen, die zwar das ganze Spektrum an Maßnahmen erfordern, allerdings in einem begrenzten Umfang. So möchten wir Erkenntnisse gewinnen, die uns später beispielsweise dabei helfen, den Einsatz der Engstellenfahrzeuge besser planen oder auch die Nutzung unserer Dienstleistungen im Rahmen der Behälterbereitstellung realistisch abschätzen zu können.“ An erster Stelle steht immer ein Termin mit der jeweiligen Kommune und den Prozessbeteiligten. Hier werden die einzelnen Gefährdungsbeurteilungen vorgestellt und die daraus resultierenden Maßnahmen sowie die Reihenfolge der Umsetzung abgestimmt.
ZAKB-Vorstand und erster Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf zeigt sich optimistisch, dass insbesondere die enge Zusammenarbeit zwischen dem ZAKB und den Kommunen für eine reibungslose Umsetzung der Maßnahmen sorgen wird. „Die Aufgaben sind klar verteilt und schon bald wird kein Risiko durch rückwärtsfahrende Müllautos mehr bestehen, wobei sich die Änderungen bei der Abfallsammlung für die Anwohner im Rahmen halten. Dies ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, denn letztlich geht es einzig um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZAKB.“
Über den Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB)
Als kommunaler Entsorger sammelt, verwertet und beseitigt der ZAKB alle Abfälle aus privaten Haushalten im Kreis Bergstraße. Gemeinsam mit seiner Tochtergesellschaft, der ZAKB Energie und Dienstleistungs GmbH, beschäftigt er rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betreibt zahlreiche eigene Anlagen an mehreren Standorten in der Region – von einem Abfallwirtschaftszentrum, über Wertstoffhöfe und Sammelstellen bis hin zu einem Energiepark. Durch die Nutzung von Sonne, Biomasse und Deponiegas versorgt der ZAKB mehrere hundert Haushalte mit Wärme und Strom aus erneuerbaren Energieträgern. So leistet der Zweckverband einen Beitrag zur Energiewende im Kreis Bergstraße.